BUND Kreisgruppe Maerkischer Kreis

Bachrenaturierung

Der Thaler Bach in Kierspe

Der Thaler Bach entspringt und mündet auf Kiersper Stadtgebiet. Er ist größtenteils verbaut, begradigt, verlegt, mit Sohlsteinen ausgebaut, gestaut, verrohrt und die natürliche Ufervegetation hat sich durch Gartenabfälle verändert.

So wie die meisten deutschen Bäche und Flüsse ist er in einem ökologisch schlechten Zustand. In 93% von ihnen leben nicht mehr die eigentlich dort vorzufindenden Gemeinschaften aus Fischen, Pflanzen und Kleintieren. Gewässer gehören in Deutschland lt. Umweltbundesamt weiter zu den bedrohten Lebensräumen. Sie haben eine hohe Bedeutung für Ökologie, Klimaschutz, Hochwasserschutz, Grundwasserbildung und -filter.

Der am Wiesenrand fließende Thaler Bach führt unterschiedlich viel Wasser und fällt im Sommer zeitweise fast trocken. Als Fließgewässer gehört er dennoch zu den schützenswerten Bereichen. Auch wenn er zeitweilig nur als Rinnsal fließt, ist er nach Starkregenfällen ein reißender Bach.

Innerhalb des Wiesengrundstückes wurde der Bach auf einer Länge von ca 100 Metern auf Initiative der BUND -Gruppe deshalb, mit Einverständnis des Besitzers, vom Wupperverband renaturiert:

  • Die Beton-Sohlsteine wurden mit einem Bagger entfernt und abgefahren.
  • Der Gewässerverlauf wurde modelliert und sanft ausgeweitet, um dem Fließgewässer ein natürliches Bett und Ufer zurückzugeben.

Bereits im ersten Jahr hat der Thalerbach durch die Strömung sein neues Bett geformt. Es haben sich bereits 2020 Schwemmsandbänke und im Jahr 2021 Inseln aus Steinchen gebildet.

[„Kennzeichnend für einen Bach sind die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers, die Temperaturverhältnisse, der Sauerstoffgehalt, die Lichtverhältnisse, die im Bach auftretenden Organismen. Weiterhin ist charakteristisch für einen Bach, dass sein Wasserspiegel steigt oder sinkt, im Bach enthaltene Substrate sich verlagern und sich der Lauf des Baches mit der Zeit verändern kann.

In Mittelgebirgsbächen ist das Gefälle und damit auch die Strömung geringer als in Gebirgsbächen. Neben der Erosion kommt es auch zu einer Sedimentation. Kleinere Inseln und Kiesbänke entstehen immer wieder neu an verschiedenen Stellen. Die hier entstehenden mannigfaltigen Kleinräume bieten den verschiedenartigsten Wasserlebewesen eine Lebensgrundlage. Besonders Organismen dieser Zone besitzen in der Regel spezielle Anpassungen, z.B. Haft oder Haltevorrichtungen, strömungsangepassten Körperbau usw. Sie besiedeln Kies, Steine und Totholz." Aus Wikipedia]

Wir haben die Bachfauna noch nicht untersucht, auf der Fläche flogen aber blaue Stablibellen.

Ökologische Bedingungen 

Kennzeichnend für den Bach als Lebensraum ist in erster Linie die Strömung. Bäche weisen in der Regel eine schnellere Strömung auf als Quellrinnsale. Beim Thaler Bach hat sich am Einfluss in die Wiese ein fast stehender Bereich mit einer Schlammsohle n.??

Hier könnten Weichsubstratbewohner vorkommen, z.B. auch Libellenlarven. Danach fließt das Bächlein inzwischen über ein Bett aus Sand und kleinen Steinen, wo sicher auch bald Hartsubstratbesiedler; mit besonderen Anpassungen an die Strömung zu finden sind. Ziel ist, auch Totholz als Strömungshindernis in den Bachlauf einzubauen um den Lebensraum zu erweitern.

Aufgrund der meist geringen Breite der Bäche sind diese in der Regel von den Uferbäumen voll beschattet. In der Naturlandschaft waren Bäche immer von einem Auwald begleitet. Voll besonnte Bäche entsprechen eigentlich nicht dem natürlichen Zustand und weisen eine abweichende Lebensgemeinschaft auf. Die Beschattung der Bäche hat gravierende Folgen für die Lebensbedingungen: So bleiben Bäche normalerweise das ganze Jahr über kühl und typische Bergbäche sind vollkommen frei von Wasserpflanzen.

Beim Thalerbach besteht die Beschattung auf unserer Wiese einseitig aus einem Saum von Haselsträuchern, Wildkirschen, Hartriegel und Brombeeren. Die besonnten Bereichen im oberen Teil der Wiese sind mit Schilfgras bewachsen. Das Schilfgras durchwächst auch dort den Bach. Der untere Bereich ist inzwischen wieder mit Hochstauden wie Mädesüß, Brennnesseln und Zottigem Weidenröschen gesäumt. Im Bereich unterhalb der Wiese fließt der Bach in mehreren Stufen weiter durch ein sehr gefällereiches Betonbett zwischen L-Steinen und steiler Böschung um sich 200m weiter mit dem Büscher Bach zu vereinen, der schließlich in die Kerspe fließt und damit sein Wasser in die Kerspe Talsperre einbringt.

Als Nahrungsquelle für die Bachfauna stehen vor allem Materialien zur Verfügung, die von außen in den Bach kommen. Wichtigste Nahrungsquelle ist häufig das von den Uferbäumen in den Bach fallende Falllaub. Typisch für das Rhithral sind deshalb als Ernährungstypen Zerkleinerer (sie zersetzen das abgestorbene Laub) und Weidegänger (sie weiden den organischen Belag auf den Steinoberflächen ab). Seltener sind z.B. Filtrierer und Schlammfresser.  Ansonsten kommen einzellige Algen als Belag auf den Steinen vor (vor allem Kieselalgen)

Lebensgemeinschaft im und am Wasser 

Wasser bedeutet Leben auch für alle anderen Bewohner oder Besucher der Wiese, die das Wasser trinken oder sich darin fortpflanzen. Insekten, Schnecken, Säugetiere, Vögel, Amphibien und Reptilien profitieren davon.

Bei einem schnellen Blick auf die Beton- Sohlsteine fielen uns keine sichtbaren Lebewesen wie Larven auf. Nachdem der Bach sein neues Bett erhielt, haben wir ihn noch nicht dahingehend untersucht. Wir sind gespannt, ob sich aus der Fülle der möglichen Lebewesen eines natürlichen Bachlaufs demnächst eine artenreichere Lebensgemeinschaft entwickelt. Zu vermuten sind Köcherfliegen-, Steinfliegen- und Eintagsfliegenlarven, Strudelwürmer, Bachflohkrebse usw. Die Bachbewohner geben nämlich auch Auskunft über den Grad der Nährstoffanreicherung und der Güteklasse des Bächleins.

Zurück zur Natur

Die Beton-Sohlsteine wurden mit einem Bagger entfernt und abgefahren.
Der Gewässerverlauf wurde modelliert und sanft ausgeweitet, um dem Fließgewässer ein natürliches Bett und Ufer zurückzugeben.
Der am Wiesenrand fließende Thaler Bach führt unterschiedlich viel Wasser und fällt im Sommer zeitweise fast trocken.
Als Fließgewässer gehört er dennoch zu den schützenswerten Bereichen.
Auch wenn er zeitweilig nur als Rinnsal fließt, ist er nach Starkregenfällen ein reißender Bach.
Auch als wir die Bachfauna noch nicht genau untersucht hatten, konnten wir auf der Fläche schon blaue Stablibellen und andere vom Wasser abhängige Insekten beobachten.